Montag, 13. Februar 2012

Zurück in einem Stück - mit Glück

Ich würde mich nun nicht als Vielflieger bezeichnen, aber etliche Tausend Kilometer bin ich in meinen Leben schon umhergedüst. Mal länger, mal kürzer, mal komfortabel, mal weniger bequem. Aber was ich heute Nacht im Flug von Newark nach Berlin erleben musste, überschritt eine gewisse Grenze. Ich hatte regelrecht Angst.

Nach gut zwei Stunden Flugzeit geriet das Flugzeug in derart heftige Turbulenzen, dass ich allen ernstes daran zweifelte, auf zivilisierte Weise unten anzukommen. Nicht missverstehen, ich finde Turbulenzen lustig und grinse immer noch, wenn um mich herum schon gereihert wird. Aber heute Nacht wurde der Stahlvogel hin- und hergerissen, nach oben gezogen, er ist nach unten weggesackt - ich sagte es schon: ich hatte Angst. Nackte, blanke Angst. Selbst das Bordpersonal musste auf ihre Plätze gehen, der Service wurde eingestellt. Wäre der Spass wie normalweise üblich nach einer Viertelstunde vorbei gewesen, es wäre nicht mal eine Fußnote in meinem Bericht wert gewesen. Aber es rüttelte und schüttelte eine Stunde, zwei Stunden. Vielleicht mehr.

Ich versuchte mich zu beruhigen, indem ich über meinen iPod "Natural Sounds" anhörte, liebreizendes Vogelgezwitscher. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung... Es half nur bedingt. Irgendwann war der Spuk vorbei, an Schlaf war aber nicht mehr zu denken. Ich frage mich ja auch, ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, dass der Pilot kein weiteres Wort mehr über die Turbulenzen verlor. Entweder war es für ihn völlig normal und deshalb keiner weiteren Erklärung wert oder aber er und seine Mannschaft hatten richtig zu ackern und wussten selbst nicht mehr weiter. Ich rede mir ein, dass ersteres der Fall war.

Dieser völlig unnötigen Erfahrung zum Trotz waren es aber ein paar nette Tage. Das nächste Mal geht's im Winter aber wieder in die Sonne. Und dann auch nicht wieder allein :)

Sonntag, 12. Februar 2012

Pizza und ein Film? Denkste.

Da holt man sich schon mal ne Pizza auf's Zimmer um entspannt auf dem Sofa irgendeinen Film oder ne Serie zu schauen - und dann landet man bei den Breaking News von CNN und dem Tod von Whitney Houston. Eine der ganz Großen ist zu früh gegangen und wird eine heftige Lücke hinterlassen. Auch wenn die letzten Jahren eher durch Negativschlagzeilen bestimmt waren, war Whitney Houston eine der größten Stimmen der letzten Jahrzehnte, ein aussergewöhnliches Talent und ein unglaublich erfolgreicher Star.

Lionel Richie hat es im Interview bei CNN sehr treffend gesagt: "Focus on the voice, not on the tragedy."

Ruhe in Frieden, Whitney.

Du. Fährst. Da. Lang.

Einem Navigationssystem ist es schnuppe, wo die Strassen langführen. Es geht strikt nach den vorgegebenen Parametern vor und sucht Dir den bestmöglichen Weg heraus. Und wenn der kürzeste und sicherste Weg durch zweifelhafte Gebiete führt, dann ist das eben so.

Auf meiner Tour nach und durch Baltimore lenkte mich meine kleine elektronische Freundin durch sehr...merkwürdige Gebiete. Am Ende war natürlich alles ganz harmlos, aber an manchen Ecken wäre ich nicht so gern ausgestiegen.

Aber auch die andere Variante ist möglich. Da ich Mautstrassen vermeiden wollte, führte mich Ms. Navigon in den bezaubernden Küstenort Port Deposit in Maryland. Entzückende kleine Häuser, Shops und Restaurants - natürlich fast alle "saisonbedingt" geschlossen. Aber allemal besser als die immer ewig gleichen Werbeschilder auf den Interstates.

Amerika im Winterschlaf

Das ist schon ein bisschen frustrierend. Von einem gewissen Standpunkt aus ja durchaus nachvollziehbar, aber trotzdem doof: im Winter machen offensichtlich nicht nur Bären Winterschlaf, sondern auch Museumswärter.

Es fing ja schon in Gettysburg an. Das kleine Museum der lokalen Heldin Jenny Wade hatte "saisonbedingt" geschlossen. Auch das Visitor Center vom Gettysburg Battlefield war nicht erreichbar (da war schon die Zufahrt geschlossen). In Baltimore war das Edgar Allan Poe-Museum "saisonbedingt" geschlossen. Und der Friedhof mit seinem Grab war auch gesperrt. Als ich mit kranken Verrenkungen durch die Gitterstäbe ein paar Fotos vom Grabstein schoss, hielt eine Polizeistreife neben mir. Ich bekam schon wieder Panik, irgendetwas getan zu haben, was mich über Nacht in eine Zelle bringen würde, aber die bewaffnete Lady, die aus dem Wagen ausstieg, marschierte nur kopfschüttelnd auf die abgeschlossene Tür zu und regte sich auf, dass sie verschlossen war. "Das hat offen zu sein", pöbelte sie und wollte schon irgendwen anrufen und zu Schnecke machen. Ich hatte ja aber mein Foto und konnte sie davon abhalten, den Friedhofswärter verhaften zu lassen.

Aus lauter saisonbedingtem Frust hab ich mir dann im Hafen von Baltimore noch so'nen alten Kahn angeguckt, der schon Mitte des 19. Jahrhunderts über die Weltmeere schipperte.

Samstag, 11. Februar 2012

Hallo, da bist Du ja wieder!

Über Nacht hat es - nachdem es tagsüber 9 Grad warm war - wieder geschneit. Eine interessante Erfahrung. Der Wetterbericht faselt etwas von einer Kältefront und in vielen südöstlichen Bundesstaaten teils heftigem Schneefall.

Ich begebe mich dann mal wieder etwas weiter nördlich Richtung Philadelphia. Morgen ist ja schon wieder die Heimreise angesagt.

Washington, D.C.

Jaaaaa, natürlich gibt es viele tolle und interessante Dinge über Washington zu erzählen. Amerikas Hauptstadt ist voll von historischen Monumenten (sogar einem amerikanisch-deutschen Mini-Garten nebst Schautafel auf dem Onkel Helmut drauf ist) und auch wenn sich irgendwie alles immer um Krieg dreht, ist das alles höchst beeindruckend. Dieser megagrosse Abraham Lincoln zum Beispiel ist wirklich bemerkenswert und das Weiße Haus ist tatsächlich weiß.

Aber das absurdeste Klischee bestätigte sich nicht im Zusammenhang mit großen Kriegen oder bewegenden Taten rund um die Vereinigten Staaten. Nein, grotesk wurde es zur Mittagszeit am Gebäude des FBI. Wirklich wie im Film: die Mitarbeiter, pardon, "Agents" kamen in Grüppchen aus dem Haus und marschierten zur Mittagspause - die Damen in kleinen schwarzen Kostümchen und die Herren in langen Trenchcoats oder schwarzen Mänteln. Das wirkte schon ein bisschen wie versteckte Kamera, ehrlich gesagt. Haben die einen Dresscode, der eingehalten werden muss? Faszinierend.

Freitag, 10. Februar 2012

Frühling. Winter. Frühling. Winter.

Ja, was denn nun?!

Aus dem unfassbar -20 Grad kalten Deutschland kommend, war es eine echte Wohltat, in Manhattan bei 9 Grad (plus!) ohne Handschuhe und Mütze umherflanieren zu können. Auf der Autofahrt nach Gettysburg dann an der Grenze zu Pennsylvania plötzlich Wintereinbruch: Dauerschnee und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Das schicke Bild oben zeigt im Übrigen einen Baum auf dem Walmart-Parkplatz in Gettysburg. Ich erlebte die Stadt als Winterwonder....town. Die Sonne liess auf dem Gelände der Bürgerkriegsschlacht die mehr als 5 cm Neuschnee wunderbar glitzern, doch schon am späten Vormittag war es schon wieder vorbei mit dem Rodelbelag.

Sicher, ich wechselte schon wieder den Staat als ich Richtung Baltimore in Maryland fuhr, aber das erklärt nicht, warum es plötzlich wieder 8 Grad warm wurde. Und um mich völlig kirre zu machen, ist für das Wochenende mal wieder ein "Freezing Blast" angekündigt. Nun werdet Euch doch mal einig.

Donnerstag, 9. Februar 2012

Wie eine Näherin zur Kriegsheldin wurde. Oder sowas ähnliches zumindest.

Die Stadt Gettysburg hat zwei touristisch verwertbare Attraktionen. Das ist zum einen natürlich die Schlacht, die anno Juli 1863 buchstäblich vor den Toren Stadt tobte und die - mehr oder weniger echten - Grusel- und Geistergeschichten, die im Laufe der Jahrhunderte hier erzählt und erlebt wurden.

Da ist eine Kombination aus beidem ein echter Glücksfall. Und auch wenn für die betroffene Person die ganze Sache alles andere als einen glücklichen Ausgang hatte, machen doch gerade diese Geschichten einen gewissen Charme von Gettysburg aus.

Am letzten Tag der Schlacht, dem 3.7.1863, hielt sich die 20jährige Mary Virginia "Ginnie" (und wegen eines Übermittlungsfehlers der örtlichen Presse "Jenny" genannte) Wade in der Küche des Hauses ihrer Schwester auf. Die junge Näherin wohnte nur zeitweise in dem Haus, da ihre Schwester einen kleinen Säugling hatte und sie ihr ein wenig zur Hand gehen wollte. An jenem schicksalhaften Tag also knetete "Jenny" Brotteig, da sie für die Soldaten, deren Ende ihres Kampfes abzusehen war, Brot backen wollte. Die unmittelbare Nähe des Hauses zum Schlachtfeld wurde ihr zum Verhängnis: kurz vor Ende der Kämpfe trafen mehr als 150 Gewehrkugeln das Haus der jungen Familie - Jenny war auf der Stelle tot. Bis heute konnte nicht völlig geklärt werden, welche Seite der Kämpfer für die Schüsse verantwortlich waren. Aber die Tatsache, dass Ms. Wade Brot für die ach so tapferen Soldaten buk, reichte aus, um aus ihr so etwas wie eine örtliche Heldin zu machen. Nicht zuletzt war sie tatsächlich die einzige zivile Person, die unmittelbar durch die Kämpfe in Gettysburg starb.

Jetzt noch der Gruselfaktor: am Morgen ihres Todestages soll sie auf die Bitte, das Haus wegen der Gefahr zu verlassen, gesagt haben: "Wenn hier heute jemand stirbt, soll ich es sein. Meine Schwester hat ein kleines Baby."

Das Haus ist heute ein kleines Museum. Die Tür mit den Einschusslöchern wurde nicht ausgetauscht.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Das ist so...deutsch.

Mein Weg führte mich heute von New York westlich in die Stadt Gettysburg. Großes Kino in Sachen Bürgerkrieg und so. Doch dazu später mehr.

Auf halber Strecke zwischen New York und eben diesem Ort in Pennsylvania kommt man sich zwischenzeitlich vor wie auf einer merkwürdigen Reise durch Deutschland. Da zeugen Werbeschilder von "Dietrichs Meat Farm" von 100% biologischem Fleisch, Städte mit vertraut klingenden Namen wie Krumsville, Weisenberg oder (Achtung!) Hamburg liegen links und rechts des Highways und bei Herrn Schaeffer kann man ne Harley mieten. Ach, und East Berlin gibt's auch. Sehr verrückt. Aber auch alle anderen europäischen Länder sind munter vertreten, etwa das "Dutch Haus" oder Örtchen wie Edinburg. Naja. Das mit der Schreibweise kann ja im Läufe der Dekaden passiert sein.

Wie auch immer, hier merkt man an allen Ecken und Enden, wer hier vor vielen, vielen Jahren eindeutig die Hosen anhatte.

Leer. Irgendwie.

Was für ein Unterschied. Ganz offensichtlich ist New York im Februar das, was österreichische Skigebiete im Juli sind: uninteressant.

Der Unterschied zwischen dem völlig überfüllten New York der Vorweihnachtszeit, wie ich es vor gerade mal zwei Monaten erleben durfte und dem Zustand jetzt könnte nicht größer sein. In den Geschäften kann man sich frei bewegen, man wartet keine 20 Minuten an der Kasse, in den U-Bahnen bekommt man einen Sitzplatz und bei Red Lobster am Times Square bekommt man innerhalb weniger Minuten einen Tisch zugewiesen. Paradiesische Verhältnisse. Das lässt mich für die kommenden Ziele meiner kleinen Reise hoffen. Denn ob man es glaubt oder nicht: ein paar "kulturelle" Aktivitäten stehen auch auf meiner To-Do-Liste. Aber erstmal geht's nach dem Frühstück zum Shoppen. :D

Dienstag, 7. Februar 2012

Business in der Economy

Eine angenehme Überraschung: offensichtlich ist eine Reise nach New York im Februar an einem Dienstag ziemlich unpopulär. Das Flugzeug als halbvoll zu bezeichnen, wäre spektakulär übertrieben. Alleinreisende saßen tatsächlich allein in ihrer Sitzreihe. Ich hatte sogar die Wahl: lümmle ich flegelhaft allein in einer mittigen Dreierreihe oder ziehe ich auf einen Doppelplatz, dafür aber mit Fensteraussicht? Ich entschied mich für das Fenster.

Auch bei der Getränkeausgabe zeigten sich die Menschen von Continental... Verzeihung, jetzt ja "United", sehr großzügig. Das Zeug musste ja weg.

Daumen hoch!

Ready for departure

In den letzten Jahren bin ich ja schon öfter im Winter nach Amerika geflogen, fast immer gab's irgendwelche größeren oder kleineren Verspätungen. Das Highlight war vor zwei Jahren, als in London gar nichts mehr ging und der Anschlussflug kurzerhand gestrichen wurde. Und so waren meine Vorahnungen durchwachsen, erleben wir doch derzeit einen der kältesten Winter in Deutschland. Gestern zeigte mein Aussenthermometer zu Hause -20,9 Grad Celsius an. Kein Vergnügen. Dem Nachbarn ist sogar der mit Diesel betriebene Mercedes verreckt.

Aber heute läuft alles erstaunlich geschmeidig. Zumindest noch. Die Bahn war pünktlich - überpünktlich! -, der Bus kam gleich und der Check-In verlief reibungslos. Von den erneuten erstaunten Gesichtern abgesehen, dass ich auf Grund des Online-Check-Ins bereits eine Bordkarte hatte. Schließlich "geht das doch in der Regel bei Passagieren mit deutschen Pass" gar nicht. Ich weiß, werte Dame, letztes Mal hat das aber auch schon geklappt. Weiß der Kuckuck wieso. Bin halt ein Vertrauen erweckender Mensch. Oder es liegt daran, dass ich kein Gepäck aufgebe.

Jedenfalls sitze ich hier nun am Gate 14 auf dem Flughafen Tegel an diesem für mich historischen Moment: mein ganzes Leben gingen meine Geschäfts- und Vergnügungsreisen von diesem Airport aus (von ein paar Billigflieger-Trips von Schönefeld aus mal angesehen). Und nun also ein letztes Mal "Check-In" in Tegel. Ab 3. Juni heißt es dann Take Off von BER, dem neuen großen Flughafen von Berlin.

Wehmütig? Ein bisschen. Traurig, den Provinzflughafen zu verlieren? Nein. ich freue mich auf "Willy Brandt", wie der Beiname des Airports sein wird.