Donnerstag, 9. Februar 2012

Wie eine Näherin zur Kriegsheldin wurde. Oder sowas ähnliches zumindest.

Die Stadt Gettysburg hat zwei touristisch verwertbare Attraktionen. Das ist zum einen natürlich die Schlacht, die anno Juli 1863 buchstäblich vor den Toren Stadt tobte und die - mehr oder weniger echten - Grusel- und Geistergeschichten, die im Laufe der Jahrhunderte hier erzählt und erlebt wurden.

Da ist eine Kombination aus beidem ein echter Glücksfall. Und auch wenn für die betroffene Person die ganze Sache alles andere als einen glücklichen Ausgang hatte, machen doch gerade diese Geschichten einen gewissen Charme von Gettysburg aus.

Am letzten Tag der Schlacht, dem 3.7.1863, hielt sich die 20jährige Mary Virginia "Ginnie" (und wegen eines Übermittlungsfehlers der örtlichen Presse "Jenny" genannte) Wade in der Küche des Hauses ihrer Schwester auf. Die junge Näherin wohnte nur zeitweise in dem Haus, da ihre Schwester einen kleinen Säugling hatte und sie ihr ein wenig zur Hand gehen wollte. An jenem schicksalhaften Tag also knetete "Jenny" Brotteig, da sie für die Soldaten, deren Ende ihres Kampfes abzusehen war, Brot backen wollte. Die unmittelbare Nähe des Hauses zum Schlachtfeld wurde ihr zum Verhängnis: kurz vor Ende der Kämpfe trafen mehr als 150 Gewehrkugeln das Haus der jungen Familie - Jenny war auf der Stelle tot. Bis heute konnte nicht völlig geklärt werden, welche Seite der Kämpfer für die Schüsse verantwortlich waren. Aber die Tatsache, dass Ms. Wade Brot für die ach so tapferen Soldaten buk, reichte aus, um aus ihr so etwas wie eine örtliche Heldin zu machen. Nicht zuletzt war sie tatsächlich die einzige zivile Person, die unmittelbar durch die Kämpfe in Gettysburg starb.

Jetzt noch der Gruselfaktor: am Morgen ihres Todestages soll sie auf die Bitte, das Haus wegen der Gefahr zu verlassen, gesagt haben: "Wenn hier heute jemand stirbt, soll ich es sein. Meine Schwester hat ein kleines Baby."

Das Haus ist heute ein kleines Museum. Die Tür mit den Einschusslöchern wurde nicht ausgetauscht.

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